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Guido Hornig, lern.link

Drei Fragen an Guido Hornig, Geschäftsführer von lern.link. Das Unternehmen am Ammersee in Bayern ist einer der offiziellen deutschen Moodle-Partner.

Was macht Open-Source-Software wie Moodle so attraktiv?

Bei Moodle gibt es eine ganze Reihe von Argumenten, die für Open-Source-Lösungen sprechen.

Funktionalität

Zunächst muss ein Software-System den Zweck erfüllen, für den es eingeführt wird. Wenn das nicht passt, dann ist es egal, ob Open Source – oder proprietär oder SaaS. Bei Moodle, Firefox, Thunderbird, Apache und vielen tausend anderen Systemen, die aus dem Alltag nicht wegzudenken sind, ist das gegeben.

Eine reichhaltige Bibliothek von getesteten und einsatzbereiten Plug-ins wartet schon auf den Einsatz in der individuell anpassbaren Moodle-Plattform. Die Statistik auf Moodle.org zeigt zwar nur die registrierten Systeme, aber da sind weltweit 180.000 Moodle Plattformen mit 1,8 Mrd. Kurseinschreibungen automatisch ermittelt worden. Deutschland auf Platz Drei.

Mit Moodle ist es möglich, eine Menge Funktionalität für viele Anwendungsfälle einfach zu implementieren.. Zu den Organisationen, die Moodle einsetzen, gehören sehr viele Unternehmen, natürlich staatliche und private Bildungseinrichtungen und Verbände und Hilfsorganisationen.

Digitale Souveränität

Unternehmerinnen und Unternehmer möchten Eigentümer ihrer Produktionsmittel sein. Als Metapher möchte ich es mal mit der Situation eines Bauern im Feudalismus vergleichen: Ich möchte lieber zu denen gehören, die ein eigenes Stück Land besitzen, als von einem Lehnsherren abhängig zu sein.

Zwar ist die Situation von Hyper-Scaler-Kunden – also die Bauern, die Ihre Felder bei Lehnsherren wie AWS, Google, Microsoft, Apple und anderen bestellen, nicht 1:1 vergleichbar mit dem Leid und Hunger der Landbevölkerung im Absolutismus – aber unternehmerische Freiheit sieht anders aus.

Wir können unseren Kunden mittels Open-Source-Software ein eigenes Stück Land schaffen – also einen Server, auf dem dann Software läuft, die bis runter zu Code-Anpassungen den Kunden Nutzungsrechte einräumt. Damit geben wir Produktionsmittel zurück in die Hand der Unternehmerinnen und Unternehmer. Das hat viele Konsequenzen, z. B. für den europäischen Arbeitsmarkt. Mit Open-Source haben Programmierer:innen keine Einschränkungen Ihr Know-how auch anderen Unternehmen anzubieten. Unternehmen können sich zusammenschließen und gezielt in Software investieren, die einer ganzen Branche zugutekommt.

Öffentliche Gelder fließen für Open-Source nicht in die Taschen weniger Konzerne, sondern bieten kleinen und mittelständischen Unternehmen weltweit eine riesige Chance, nachhaltige Geschäftsbeziehungen und Netzwerke zu bilden.

Und von der Moodle-Community wird das in perfekter Weise vorgelebt. Kunden können weltweit aus ca. 100 sorgfältig zertifizierten Moodle-Partnern wählen und unzählige andere Anbieter machen in dieses Öko(nomische)-System so stabil und erfolgreich.

Flexibilität

Eine moderne Lernumgebung ist keine Insel, auf der es nur die Lernerlebnisse zu optimieren gilt. Es stellt einen wichtigen Baustein in der Unternehmensinfrastruktur dar.

Erst durch die Anbindung an Sigle-Sign-On und Authentifizierungssysteme bis zur Integration in die digitale Personalakte oder den firmeneigenen Onlineshop werden die Schätze der Digitalisierung gehoben. Ein System muss mitwachsen können und sich an den Unternehmensbedarf anpassen lassen. Nicht nur an der Oberfläche – sondern auf der Ebene der Prozesse. Das können SaaS-Systeme, die versuchen allen Kunden mit der gleichen Funktionalität glücklich zu machen, nur sehr eingeschränkt leisten. 

Eine Moderne Lernumgebung ist keine insel

Mit einer Moodle-Installation hat jeder Kunde ein eigenes System, und das ist flexibel anpassbar. Fast alle Anpassungen sind kostengünstig, mit bereits vorhandenen Open-Source-Modulen möglich, die wir als Moodle-Partner dann wieder der ganzen Community zur Verfügung stellen können. Unsere Kunden sind so in der Rolle Sponsoren einer weltweiten Community.

Sicherheit

Da weltweit sehr viele hauptberufliche Systemadministratoren:innen von unzähligen großen und kleinen Organisationen Moodle nutzen, fallen Sicherheitsprobleme schnell auf und können in der Community umgehend behoben werden. Dafür gibt es transparente Prozesse. Viele proprietäre Systeme können sich da eine Scheibe abschneiden. Mehr Transparenz und Öffentlichkeit bei einigen dieser Systeme würden im Internet viel Licht ins Dunkel bringen.

Moodle gibt es schon seit mehr als 20 Jahren. Ist die Technologie nicht langsam veraltet?

Moodle ist schon sehr lange erfolgreich. Wie in einem gut gepflegten alten Garten sind immer alle Pflanzen in gutem Zustand. Altes Zeug kommt auf dem Kompost und Neues wird gepflanzt.

Moodle bietet neben wöchentlichen Updates zwei Major-Releases pro Jahr. Da sind neueste Entwicklungen schnell implementiert. Innovationen werden zunächst per Plug-in ausprobiert und einiges wandert in den Moodle-Kern. Ein erfolgreiches Beispiel dafür ist auch die Moodle-App, mit der auch offline Kurse genutzt werden können und die Lernergebnisse und neue Inhalte beim nächsten Kontakt mit dem Netz synchronisiert werden. Und diese App läßt sich von jedem Moodle-System mit zusätzlichen Funktionen betanken, die es vielleicht nur im Rahmen dieser einen Moodle-Instanz gibt. Ich kenne kein anderes System bei dem, das möglich ist. Live-Online-Kurse sind durch Kombination mit dem Open-Source-System BigBlueButton fester Bestandteil der nächsten Moodle-Version.

Auf neueste Anforderungen für die Benutzerfreundlichkeit hat der Markt mit funktionsreichen Theme-Designs reagiert und in der bevorstehenden Version Moodle 4.0 gibt es dazu viele Innovationen, die dann ohne zusätzliche Plug-ins wieder allen Moodle Nutzern zur Verfügung stehen.

Welche Software nutzen Sie für tägliche Arbeit im Team besonders gerne?

Bei uns sind viele Systeme im Einsatz. Da sich alle mit Moodle besonders gut auskennen, fällt es uns leicht sämtlichen Teammeetings in Moodle und BigBlueButton durchzuführen. Die synchron erstellten Protokolle wandern ins Forum und stehen damit auch den Kolleg:innen zur Verfügung, die nicht dabei waren. Das ist so sehr Routine geworden, dass ich es bei Meetings, zu denen ich in anderen Konferenz-Systeme eingeladen werde, sehr vermisse. Allein schon gemeinsam Protokoll schreiben ist eine feste Routine geworden. Und es ist auch ein ausgezeichnetes Gefühl, dass sich alles auf Servern abspielt, die wir selbst verantworten – Mit Software, die allen gehört.

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