StartRatgeberInstructional Design Teil 1: Wie läuft eine E-Learning-Produktion ab?

Instructional Design Teil 1: Wie läuft eine E-Learning-Produktion ab?

Die Entwicklung erstklassiger E-Learning-Inhalte ist eine komplexe Aufgabe, die ein Zusammenspiel kreativer Köpfe, eine sorgfältige Planung und das Befolgen eines strukturierten Prozesses erfordert. Ohne vorherige Erfahrung im Bereich der Online-Kursgestaltung kann es herausfordernd sein, einen Anfangspunkt zu finden.

Dieser Artikel führt Schritt-für-Schritt durch die verschiedenen Phasen der E-Learning-Produktion: von der initialen Konzeption über die Drehbucherstellung und Produktion bis hin zur finalen Auslieferung des Kurses an den Kunden.

Der Produktionsprozess: Warum ist er im E-Learning wichtig?

Hochwertige E-Learning-Inhalte sind das Ergebnis eines klar definierten und wiederholbaren
Produktionsprozesses:

  • Der Produktionsprozess bildet das Fundament für exzellente Lernerfahrungen.
  • Er ist ein definierter Ablauf, der alle Schritte von der Idee bis zur Fertigstellung eines E-Learning-Kurses umfasst.
  • Eine übersichtliche Struktur sorgt dafür, dass zu jedem Zeitpunkt des Projekts Klarheit herrscht.

Im Normalfall werden die Projekte aufgrund des hohen Aufwands ausgelagert, da professionelle E-Learning-Agenturen versiert darin sind, motivierende und interaktive Online-Schulungen nach moderner Lerndidaktik zu erstellen. Dennoch gibt es Unternehmen, die ihre E Learning-Module oder Webinare aus verschiedenen Gründen lieber intern erstellen möchten. Viele moderne Produktionsmodelle lehnen sich an dem ADDIE-Modell an, das wir im Anschluss unseres E-Learning-Frameworks noch weiter ausführen möchten. Wer jedoch auf der Suche nach einem universell perfekten, schematischen E-Learning-Ansatz ist, wird feststellen, dass es eine solche Einheitslösung nicht gibt.

Denn Projekte variieren in

  • Zielgruppe,
  • Unternehmensziel,
  • Lernziel und
  • eingesetzten Tools.

Unser vorgestelltes Modell hat sich in der Praxis bewährt und dient als flexibler Rahmen, der an die individuellen Anforderungen Ihres Projekts angepasst werden kann.

https://www.elearning-report.de/video-was-sind-addie-und-sam/

Schritt 1: Konzeption

Jedes erfolgreiche E-Learning-Projekt beginnt mit einer soliden Planung. In der ersten Phase geht es an die Analyse und Konzeption. Dafür treffen sich die Projektbeteiligten zu einem umfassenden Briefing.

Zielgruppenanalyse

Ein nutzerzentriertes Design beginnt mit der genauen Definition der Zielgruppe:

  • Wer sind die Lernenden?
  • Was sind ihre Vorkenntnisse, Bedürfnisse und Lernpräferenzen?

Eine typische Persona kann helfen, den Kursinhalt und die Didaktik optimal auf die
Zielgruppe abzustimmen.

Unternehmensziele

Bevor Lernziele bestimmt werden, muss das übergeordnete Unternehmensziel definiert werden. Es gibt den Rahmen vor, innerhalb dessen das E-Learning-Projekt den größtmöglichen Nutzen stiften soll. Beispiel: „Das Unternehmen zielt darauf ab, durch verbesserte Kundenservice-Prozesse die Kundenzufriedenheit signifikant zu erhöhen.”

Definition der Lernziele

Klare Lernziele sind die Basis jedes E-Learnings. Sie beschreiben, was die Lernenden nach Abschluss des Kurses tun und können müssen. Beispiel: „Nach dem Kurs sind die Teilnehmenden in der Lage, die neue CRM-Software zu nutzen, um den Kundenservice um 30% effizienter zu gestalten.”

Schritt 2: Drehbuch

In der Drehbuchentwicklung werden die didaktischen Inhalte des E-Learnings erstellt. Zentrale Aufgabenbereiche, die in die Hände des Drehbuchautors fallen, sind:

Recherche

Ein E-Learning-Autor verantwortet die sorgfältige Recherche und Auswahl relevanter Inhalte, wobei er stets die Zuverlässigkeit der Quellen, die Anforderungen der Zielgruppe und die Lernziele im Blick behält. Das Filtern der Inhalte stellt sicher, dass nur die relevantesten und zuverlässigsten Informationen in den Lernmaterialien verwendet werden.

Storytelling

Eine starke narrative Struktur hilft, die Aufmerksamkeit der Lernenden zu fesseln und komplexe Inhalte verständlich zu vermitteln. Geschichten, Fallbeispiele und Praxisbezüge machen das Lernen lebendig und relevant.

Interaktives Design

Interaktionen sind entscheidend, um die Lernenden aktiv in den Lernprozess einzubinden. Durch Quizze, Drag-and-Drop-Aufgaben oder simulationsbasierte Szenarien wird das Gelernte gefestigt und sofort angewendet.

Schritt 3: Produktion

Im eigentlichen Produktionsschritt wird das Drehbuch zum Leben erweckt. Der Designer bzw. Producer entwickelt basierend auf dem Drehbuch das Layout, die Module und Videos.

Design und Layout

Orientierend an den Designrichtlinien des Kunden und den spezifischen Anforderungen des E-Learnings erstellen Designer bzw. Producer das visuelle Konzept. Autorenwerkzeuge wie Storyline 360 ermöglichen die Umsetzung interaktiver Elemente, Videos und Sound-Effekte.

Content-Implementierung

In dieser Phase werden Texte eingebettet, Bilder und Infografiken ausgewählt oder erstellt und multimediale Inhalte produziert. Besonders wichtig ist es, die Interaktionen so zu gestalten, dass sie die Lernziele unterstützen und die Lernenden aktiv einbinden.

Feedback

Durch die Review-Funktion in Autorentools kann Feedback effizient gesammelt und umgesetzt werden. Dadurch wird die Qualität des E-Learnings sichergestellt und der Kurs kontinuierlich verbessert.

Schritt 4: Lieferung

Nach Abschluss der Design- und Produktionsphase prüft die Projektleitung, ob alle Prozessschritte abgeschlossen sind. Das fertige WBT (Web Based Training) wird dem Kunden anschließend – meist mittels SCORM-Datei – übergeben, damit es im internen Lern-Management-System (LMS) eingefügt werden kann.

Der Klassiker im Instructional Design: ADDIE

Instructional Design konzentriert sich darauf, durch einen iterativen Prozess, Lernbedürfnisse zu verstehen, klare Lernziele zu definieren und die richtigen Methoden und Materialien zur Erreichung dieser Ziele auszuwählen. Das ADDIE-Modell ist ein klassisches Framework im Instructional Design, das die Entwicklungsphase eines E-Learning-Kurses in fünf grundlegende Schritte unterteilt: Analyse, Design, Entwicklung, Implementierung und Evaluation. Das Modell dient seit Jahrzehnten als Grundlage für die Gestaltung effektiver Lernerfahrungen und wurde ursprünglich in den 1970er Jahren vom US-Militär formuliert. Die E-Learning-Produktion, wie sie oben beschrieben wurde, teilt viele Gemeinsamkeiten mit dem bekannten ADDIE-Modell.

Analyse

In dieser Phase wird der Bedarf ermittelt und die Zielgruppe analysiert. Es geht darum, die Lernziele klar zu definieren und ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse der Lernenden zu entwickeln, um die Lücke zwischen dem aktuellen Zustand und dem gewünschten Zustand der Lernenden zu identifizieren.

Design

Basierend auf den Ergebnissen der Analysephase wird ein didaktisches Konzept entwickelt. In dieser Phase werden die Kursstruktur, die Inhalte sowie die Interaktions- und Bewertungsstrategien festgelegt.

Entwicklung

Hier wird das im Designprozess geplante Konzept umgesetzt. Es werden Lernmaterialien und -aktivitäten erstellt, und das E-Learning-Modul nimmt Gestalt an. Dies umfasst die Produktion von Videos, interaktiven Übungen und anderen multimedialen Elementen.

Implementierung

In dieser Phase wird der Kurs den Lernenden zur Verfügung gestellt. Dies kann die Integration des Kurses in ein Lern-Management-System (LMS) und die Durchführung von Schulungen für Dozenten und Trainer beinhalten.

Evaluation

Die letzte Phase dient der Bewertung des Kurses. Basierend auf Feedback und Leistungsdaten der Lernenden werden Verbesserungen vorgenommen, um die Effektivität des Kurses zu erhöhen. Lesen Sie gerne unseren Blogbeitrag Wie werde ich Instructional Designer?, um mehr über den Einstieg in die Karriere als Instructional Designer zu erfahren.

Ein praktischer Rat am Rande: Kontinuierliche
Verbesserung

E-Learning ist ein dynamischer Prozess. Technologien entwickeln sich weiter, und auch die Bedürfnisse Ihrer Zielgruppe können sich ändern. Sehen Sie Ihren Kurs daher als ein lebendiges Projekt, das kontinuierlich überarbeitet und verbessert werden kann. Nutzen Sie das gesammelte Feedback und die gesammelten Daten, um Ihren Kurs regelmäßig zu aktualisieren und den Lernenden auch in Zukunft ein optimales Lernerlebnis zu bieten. Eine praktische Ressource für Einsteiger im E-Learning Bereich ist auch unsere Lerngame Hilfe, ich soll einen Online-Kurs bauen. Das Spiel ist ideal für alle, die eine interaktive Einführung in das Thema E-Learning und Kursproduktion wünschen.

Autorin: Alwina Calma

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