StartRatgeberInstructional Design Teil 2: Wie komme ich zum E-Learning-Konzept?

Instructional Design Teil 2: Wie komme ich zum E-Learning-Konzept?

E-Learning-Angebote ermöglichen uns, flexibel zu lernen, unser Wissen kontinuierlich zu erweitern und uns den Herausforderungen einer sich ständig verändernden Welt anzupassen. Doch wie können wir sicherstellen, dass diese virtuellen Lernerfahrungen nicht nur oberflächlich sind, sondern tatsächlich die gewünschten Ergebnisse liefern? Hierfür braucht es ein solides Konzept. Ein professioneller E-Learning-Kurs basiert stets auf einem Konzept, das sich an Leitlinien des Instructional Designs orientiert. Damit soll sichergestellt werden, dass für jeden Lernenden ansprechende und wirkungsvolle Lernerfahrungen geschaffen werden. Wie ein E-Learning-Konzept aussehen kann und wie altbewährte und neue Ansätze dabei zusammenkommen, erfahren Sie hier.

Analyse: Die Basis schaffen

Instructional Design zielt darauf ab, dass die entworfenen Lernmaterialien den Bedürfnissen der Lernenden entsprechen und die gewünschten Lernziele erreichen. Die Entwicklung eines E-Learning-Konzepts erfordert deshalb eine gründliche Planung und Analyse. Das legt den Grundstein für ein effektives Lernprogramm.

Während der Ausgangsanalyse werden wichtige Fragen wie

  • Zielgruppe,
  • Unternehmensziele,
  • angestrebte Lernziele,
  • Lerninhalte und Rahmenbedingungen berücksichtigt.

Zielgruppenanalyse und Persona-Entwicklung

Bevor mit der Entwicklung eines E-Learning-Kurses begonnen werden kann, muss die Zielgruppe genau definiert werden. Eine Zielgruppenanalyse ermöglicht es, die Bedürfnisse, Vorkenntnisse und Lernpräferenzen der Lernenden zu identifizieren. Um Kursinhalt und Didaktik optimal anzupassen, kann eine Persona ratsam sein. Hierbei handelt es sich um eine fiktive Repräsentation der Zielgruppe. Die Festlegung auf eine Persona stellt sicher, dass der Kurs relevant und ansprechend ist und die Bedürfnisse der Lernenden auch anspricht.

Tipp: Die Einführung eines Avatars, der die Lernenden durch den Kurs begleitet, ermöglicht es der Zielgruppe, eine persönliche Verbindung zum Lernmaterial herzustellen.

Festlegung der Unternehmens- und Lernziele

Klare Unternehmens- und Lernziele bilden den Rahmen für die Entwicklung eines an die Lernenden maßgeschneiderten E-Learning-Kurses. Sie stellen sicher, dass die in Auftrag gegebene Online-Schulung die gewünschten Ergebnisse auch erzielt und den langfristigen Erfolg des Unternehmens unterstützt.

Unternehmensziele können die Verbesserung der Mitarbeiterleistung, die Steigerung der Produktivität oder die Reduzierung von Fehlern umfassen.

Lernziele hingegen beschreiben die konkreten Handlungen, die die Lernenden nach Abschluss des Kurses ausführen können sollten, um die Unternehmensziele zu unterstützen. Dabei liegt der Fokus darauf, dass sie befähigt werden, ihr Wissen in praktischen Situationen anzuwenden, anstatt nur Wissen anzuhäufen. Es geht also darum, was Lernende TUN und nicht was sie wissen müssen.

Fallbeispiel: Krankenhaus

„Ein städtisches Klinikum möchte die Patientensicherheit erhöhen.”

Gute Lernziele:
  • Ein Arzt sollte nach dem E-Learning bei Patientenaufnahme eine bestmögliche Medikamentenanamnese (BPMH) erstellen, um die Anzahl der Medikationsfehler zu reduzieren.
  • Eine Krankenschwester sollte Hygieneprotokolle genau befolgen, um nosokomiale Infektionen zu reduzieren.
Schlechte Lernziele:
  • Ein Arzt sollte lernen, wie man Medikamente verschreibt.
  • Eine Krankenschwester sollte verschiedene medizinische Geräte auswendig lernen.

Überblick über die Rahmenbedingungen

Die Analysephase umfasst auch die Auswahl geeigneter Lernplattformen und Autorentools, die den Anforderungen des Kurses entsprechen. Hierbei werden auch verfügbare Ressourcen, Budget und Technologien berücksichtigt.

Grobkonzept: Die Struktur skizzieren

Das Grobkonzept legt die grundlegende Struktur des E-Learning-Konzepts fest. Es definiert die Hauptthemen und Lernmodule, die im Kurs behandelt werden sollen, sowie die Art und Weise, wie sie präsentiert werden. Das Grobkonzept umfasst,

  • die groben Inhalte und welche Medien sich am besten eignen könnten,
  • in welche Module und Kapitel der Kurs unterteilt wird und
  • welche Interaktionen passen könnten.

Das Grobkonzept ist das „Big Picture”, das einen klaren Überblick über den Kurs liefert. Es dient als Leitfaden für die Entwicklung des Feinkonzepts.

Feinkonzept: Die Details festlegen

Nachdem das Konzept grob definiert wurde, aber noch bevor der E-Learning-Autor den Fließtext zum Drehbuch schreibt, wird ein Feinkonzept bestimmt. Das kann auch in Form eines Storyboards gestaltet sein. Ein effektives Storyboard hilft bei der Feinplanung, da in ihm der konkrete Bauplan des E-Learnings dokumentiert wird. In einem Feinkonzept werden die Lernziele, Inhalte, Medien, Interaktionen und Kommunikationselemente genauer festgelegt, die innerhalb jedes Lernmoduls enthalten sein sollen. Es geht tiefer an die Gestaltung des E-Learning-Konzepts, dabei gilt es:

  • Lerninhalte nach Modulen, Kapiteln und Seiten zu organisieren
  • Medien wie Text, Bilder, Video oder Audio zu bestimmen, die die Lernziele veranschaulichen und unterstützen
  • Interaktionen und Übungen festzulegen, die den Lernenden angeboten werden, um ihr Engagement und Verständnis zu fördern
  • Feedback zum Lernfortschritt zu integrieren

Nachdem das gesamte Konzept steht, übersetzt der Drehbuchautor es in ein konkretes Skript, das den Lernenden durch den Kurs führen soll.

Action Mapping: Ein Ansatz für effektives E-Learning-
Design

Action Mapping ist eine innovative Methode im Instructional Design, die dabei hilft, dass die Lerninhalte praxisorientiert sind und Lernende dabei unterstützt, ihre Fähigkeiten in realen Situationen anzuwenden. Cathy Moore, die die Methode entwickelt hat, beschreibt Action Mapping als einen iterativen Prozess, der aus vier Hauptphasen besteht:

  1. Messbares Unternehmensziel: Identifizierung der geschäftlichen Ziele, die durch
    das Lernen unterstützt werden sollen.
  2. Ziele für die Performance: Identifizierung konkreter Verhaltensziele, die die
    Lernenden erreichen sollen – vor allem, was sie TUN müssen.
  3. Realistische Praxisübungen: Entwicklung von Übungen und Aktivitäten, die es den
    Lernenden ermöglichen, die gewünschten Verhaltensweisen zu üben.
  4. Content-Entwicklung: Erstellung von Lerninhalten, die die Lernenden bei der
    Erreichung ihrer Ziele unterstützen.

Blooms Taxonomy: Vom Klassenzimmer zum E-Learning

Die Bloom’sche Lernzieltaxonomie ist ein Rahmenwerk zur Klassifizierung von Lernzielen, das von Benjamin Bloom und Kollegen in den 1950er Jahren entwickelt wurde. Als hierarchisches Modell beschreibt es die verschiedenen Ebenen des kognitiven Lernens – angefangen von einfachen Wissens- und Verständnisfähigkeiten bis hin zu komplexeren Analysen, Synthesen und Bewertungen. Die sechs Stufen von Blooms Taxonomie:

  1. Wissen: erkennen, wiedergeben, aufzählen, benennen, definieren, nachschlagen
  2. Verstehen: beschreiben, erklären, erläutern, interpretieren, zusammenfassen
  3. Anwendung: anwenden, auswählen, organisieren, lösen
  4. Analyse: analysieren, aufdecken, klassifizieren, kategorisieren, unterscheiden
  5. Synthese: erstellen, entwickeln, planen, produzieren, konstruieren
  6. Bewertung: bewerten, beurteilen, kritisieren, entscheiden, würdigen

Blooms Taxonomie wurde traditionell für die amerikanische Schuldidaktik konzipiert. Die Integration in E-Learning-Programme birgt aber gleichsam viel Potenzial. Ob online oder live im Klassenzimmer, Struktur unterstützt Lernende dabei, tiefgreifende Lernerfahrungen zu machen und kognitive Fähigkeiten auszubauen. Allerdings müssen im Online-Lernumfeld auch Herausforderungen beachtet werden. Die fehlende Face-to-Face-Kommunikation kann z. B. die Entwicklung von Fähigkeiten erschweren, die auf den höheren Ebenen der Taxonomie, wie Analyse und Synthese, liegen.

Chancen:
  • Maßgeschneiderte Lernwege
  • Breites Angebot an Materialien
  • Lernen jederzeit und überall

Herausforderungen:

  • Weniger direkter Kontakt
  • Benötigt starke Eigenmotivation
  • Mögliche technische Probleme

Zusammengefasst kann die Bloom’sche Taxonomie auch im E-Learning die gezielte Festlegung und Erreichung von Lernzielen erleichtern. Trotz gewisser Herausforderungen bietet sie eine Orientierung, um digitale Bildung effektiv und lernerzentriert zu gestalten. Wenn Sie sich näher mit dem Ablauf der E-Learning-Produktion beschäftigen möchten, lesen Sie unseren Artikel Instructional Design Teil 1: Wie läuft eine E-Learning-Produktion ab?. Oder vertiefen Sie Ihr Verständnis spielerisch mit unserem interaktiven Lernspiel Hilfe, ich soll einen Online-Kurs bauen.

Autorin: Alwina Calma

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