StartKöpfeJanna Scharfenberg: 7-stellige Umsätze mit E-Learning

Janna Scharfenberg: 7-stellige Umsätze mit E-Learning

Mit Online-Kursen Millionen verdienen? Janna Scharfenberg ist gelungen, wovon viele träumen. Im Interview mit dem ELearning Report verrät die Ärztin und Unternehmerin, wie sie ihr E-Health-Unternehmen aufgebaut hat und gibt Ratschläge, wie jeder ein erfolgreiches E-Learning-Business aufbauen kann.

Worum geht es in Ihrem Unternehmen und was ist Ihr Geschäftsmodell?

Ich bin Online-Unternehmerin mit Background in der ganzheitlichen Medizin. Das heißt, ich bin Ärztin und habe, wenn man es ganz genau nimmt, zwei Online-Unternehmen gegründet. Das eine ist das ‚Einfach gesund leben‘, das Ayurveda, ganzheitliche Gesundheit, Wissenschaft und Medizin zusammenbringt. Es bietet präventive Kurse für die eigene Gesundheit und zum anderen Aus- und Weiterbildungen für Gesundheitsexperten und alle, die es werden wollen im Ayurveda und ganzheitlichen medizinischen Sektor.

Was genau sind die Lernprodukte?

Wir haben hier die große Unterscheidung in Gesundheitsprodukte und Aus- und Weiterbildungsprogramme. Die Gesundheitsprodukte sind für jeden interessant, der etwas für seine Gesundheit tun möchte. Unser Hauptprodukt ist hier ‚Ayurveda for Life‘, ein Jahresprogramm, das jeden Monat ein Gesundheitsthema aufgreift und vertieft. Wir haben ein weiteres Programm, das die ayurvedische Gesundheitslehre für Führungskräfte umsetzbar macht. Es geht darum, die ayurvedischen Gesundheitsprinzipien zu nutzen, um gesunde Führungskräfte zu werden.

Im Aus- und Weiterbildungssektor ist unser Hauptprodukt unsere Ayurveda Lifestyle Coaching Ausbildung, die sich an Menschen richtet, die sich gerne in diesem ganzheitlichen Gesundheitsbereich ein berufliches Standbein aufbauen möchten oder es zu dem, was sie bereits im Gesundheitsbereich machen, hinzufügen möchten. Diese Ausbildung fusioniert Coaching und die Lehre des Ayurveda. Darum herum ranken sich noch kleinere Programme, beispielsweise Weiterbildugsmodule für Menschen, die schon lange in diesem Bereich sind.

Welche Rolle spielen Online-Kurse bei der Erbringung Ihrer Dienstleistung?

Wenn Sie Online-Kurse eng auffassen, als automatisierte Kurse, die jederzeit gekauft werden können, ist es ein eher kleiner Anteil. Wenn Sie den Begriff weiter fassen als Online-Angebote, E-Learnings und Live-Gruppencoachings, dann ist es tatsächlich der Hauptteil unserer Angebote. Ich als Person neben Dr. Janna Scharfenberg als Brand, die man online sieht, habe zusätzlich Aktivitäten offline, sehe beispielsweise Patienten, bin als Medical Advisor tätig, aber im digitalen Bereich sind wir hauptsächlich bei den begleiteten Live-Lernprogrammen und Gruppencoaching-Programmen.

Wie finden die statt?

Wir haben unterschiedliche Komponenten. Für die Live-Interaktion haben wir Videokonferenz-Tools wie Zoom. Wir haben unterschiedliche Lernplattformen, denn akademische Programme brauchen ein anderes Setup als Programme, die mehr in die praktische Umsetzung gehen. Für Gesundheitsprogramme haben wir unsere eigene App entwickelt. Das sind die Hauptwege. Darum herum nutzen wir Social Media Plattformen und Email-Betreuung.

Was bietet die App genau?

Wir haben die App zum einen aus Datenschutzgründen selber konzipiert, denn es ist uns wichtig, dass die Daten unserer Kunden bestmöglich geschützt sind, insbesondere weil dort Gesundheitsdaten hinterlegt werden. Zum anderen war unser Ansinnen, eine App zu bauen, die unseren Werten entspricht. Von der Umsetzung her ist unsere App minimalistisch und lädt sehr zum Mitmachen ein. Man findet Yogaprogramme, Meditationstechniken, Rezepte, die man sich im Supermarkt anschauen kann und Audios zum Anhören. Unsere Idee ist, wenn es um Gesundheit geht, muss alles On the Go passieren. Wenn ich im Supermarkt stehe und mal wieder nicht weiß, was ich einkaufen soll, dann soll die App mich unterstützen. Es gibt bei uns auch nicht so viele Push-Nachrichten.

Wie würden Sie generell den Aufbau Ihrer Programme beschreiben?

Die Aufteilung variiert von Programm zu Programm. Es gibt schon immer einen hohen Live-Anteil, auch deswegen, weil ich persönlich sehr gerne Live-Interaktionen mache. Ich hätte ungerne automatisierte Online-Kurse, bei denen ich nicht mitbekomme, was meine Klienten machen. Der persönliche Austausch ist mir wichtig.

Welche Technologie benutzen Sie, beispielsweise für die Plattformen und die App?

Wir haben unsere selbst konzipierte App, arbeiten mit Zahlungsanbietern wie Digistore zusammen und stellen unsere Kursplattform in Zusammenarbeit mit dem Anbieter Spreadmind zur Verfügung. Wir haben immer das Hybrid und brauchen einen Ort, an dem die Online-Kurse hinterlegt werden können. Dafür nutzen wir gerne diese Plattformen wie Spreadmind. Alles, was mehr ins Praktische geht, beispielsweise eine Yogastunde, bei der man mitmachen kann, passiert in unserer App und alles, was live ist, machen wir über Zoom. Daneben haben wir Hosting-Plattformen für die internen Podcasts für unsere Kunden.

Was kann man am besten durch Online-Kurse erbringen und wo sollte man doch eher live gehen?

Das ist eine sehr spannende Frage. Ich glaube, das hängt auch mit der persönlichen Präferenz der Anbieterin oder des Anbieters zusammen. Es gibt sicher Menschen, die lieber aufs Automatisierte setzen und Live-Interaktion gar nicht so gerne möchten. Andere schätzen, wie ich, die Live-Interaktion sehr.

Es kommt zudem immer darauf an, was der Outcome von einem Programm sein soll. Handelt es sich um ein kurzes, knackiges Programm, bei dem es eher darum geht, das sich der Kunde einliest, oder handelt es sich um einen Transformationsprozess, der begleitet wird. Ich denke, je länger ein Programm dauert und je mehr Veränderung es mit sich bringen soll, sei es Business-Aufbau oder Gesundheitsverbesserung, desto wichtiger ist, dass die individualisierbare Komponente der Live-Interaktion dabei ist, damit die Leute effektiv ihre Fragen stellen können und wir schauen können, ob unsere Kunden vorankommen. Außerdem bewege ich mich ja im Spannungsbereich zwischen medizinischer Betreuung und präventiver coachender Betreuung. Aus verschiedenen Gründen muss ich natürlich mehr im präventiven Bereich bleiben, weswegen mir persönlich sehr wichtig ist, mitzubekommen, an welchem Punkt meine Kunden vielleicht einen ganz anderen Ansatz brauchen, beispielsweise wenn sie mein Gesundheitsprogramm gebucht haben, aber vielleicht eine eigene Therapie bräuchten.

Bei welcher Art von Content greifen Sie lieber auf den Online-Kurs zurück als auf Live-Interaktion?

Ich greife sehr sehr gerne zum Online-Kurs, wenn es sich um Wissen handelt, das sich die Menschen erstmal selber aneignen sollten, das heißt, wenn sie erstmal die Grundlagen brauchen, um in die Umsetzug zu kommen. Auch bei Themen, die ich sonst in einer Live-Komponente sehr wiederholend wiedergeben würde, ist ein automatisierter Online-Kurs das Format der Wahl. Wenn ich beispielsweise feststelle, das ich zum zehnten Mal erkläre, was eine gesunde Ernährung ist, ist das für mich ein Indikator, diese Information zukünftig in einem Basis-Modul unterzubringen. Alles, was die Wissensebene braucht, ist sehr gut durch Online-Kurse vermittelbar. Wenn es um die praktische Umsetzung geht, ist die Live-Komponente wichtig.

Wie sind Sie dazu gekommen, ein Online-Business im Gesundheitsbereich zu starten?

Ich bin mit Leib, Seele und Herz Medizinerin/Ärztin. So, wie sich das Gesundheitssystem im Moment entwickelt, ist es sowohl inhaltlich als auch von den Arbeitsbedingungen her aber nicht das passende für mich. Das klassische Gesundheitssystem ist sehr im reparativen Bereich. Das ist nicht verkehrt, es ist nur nicht der Schwerpunkt, für den ich mich von Anfang an interessiert habe. Ich brenne für die Themen Ernährung, Sport, Prävention und Public Health. Damals habe ich diese Themen nicht in dem Ausmaß im klassischen Gesundheitssystem gefunden. Das hat mich dazu gebracht, diese Themen auf der edukativen Schiene für Menschen zur Verfügung zu stellen, dann ist es peu à peu gewachsen und zu dem geworden, was es heute ist.

Wie lange besteht Ihr Online-Unternehmen schon?

Ich bin mit meinem allerersten bezahlten Kurs 2016 gestartet. Davor habe ich eher Podcasts und einen Gesundheitsblog gemacht, hatte also auch schon in den digitalen Bereich reingeschnuppert. Mit einem monetären Transfer ist mein Angebot aber erst seit 2016 verbunden.

Wie lange hat es gedauert, bis Ihr Unternehmen profitabel war?

Wenn wir von 2016 aus rechnen, als ich mit dem ersten bezahlten Produkt an den Markt gegangen bin, dann beträgt die Zeitspanne ein paar Monate. Man darf aber nicht vergessen, dass ich vorher schon eine Zeit lang kostenlos sehr viel Content zur Verfügung gestellt habe und dadurch bereits eine Community aufgebaut hatte. Wenn man das bedenkt und, dass ich offline schon im präventiven Bereich tätig war und das dann letztendlich nur mit in die digitale Welt genommen habe, sind das etwa drei bis vier Jahre.

Sie haben eine Online-Akademie mit einem siebenstelligen Jahresumsatz aufgebaut. Was waren die Schlüsselfaktoren Ihres Erfolgs?

Ein Punkt, der das möglich gemacht hat, ist Qualität. Der zweite Punkt ist Unterstützung. Ich habe sehr schnell für mich gemerkt, dass es wunderbar ist, inhaltlich so gut zu sein, ich aber eine Unterstützung brauche, sei es ein Business Coach, sei es eine andere Art von Weiterbildung, wo ich auch alle Themen rundherum lerne, zum Beispiel Marketing, Profitabilität und so weiter. Der dritte Punkt war, dass ich immer geschaut habe, was gut ankommt und Sinn ergibt und diese Bereiche immer weiter ausgebaut und in sie investiert habe.

Digitales Lernen, gerade im Bereich E-Health, wird in Deutschland durch viele Regularien zurückgehalten. Wie ist Ihre Einschätzung?

Da gebe ich Ihnen komplett recht. Es gibt eine starke Regulierung was den E-Learning-Bereich angeht und was E-Health anbelangt, ist die Regulierung nochmal extremer. Das hochregulierte Gesundheitssystem, das wir von offline kennen, wird einfach in den digitalen Bereich übersetzt. Häufig geht es weniger darum, was jemand in einem Gesundheitskurs lernt, sondern ob der Kurs diese oder jene Faktoren enthält, so dass die Krankenkasse es übernimmt. Im Gesundheitswesen hat man also immer noch den Big Player Krankenkassen und es kommt Menschen häufig darauf an, dass die Krankenkasse die Kosten übernimmt oder das Angebot kostenlos ist. Ich habe mich von diesen Faktoren relative schnell losgemacht. Für meine Klienten wünschte ich mir auch, dass die Krankenkassen es zahlen, bzw. mehr als einen kleinen Anteil von den Kosten übernehmen, es geht hier aber auch um Eigenverantwortung und wir werden nur etwas ändern, wenn wir diese Leistungen selbst übernehmen, aber auch unserer Krankenkasse widerspiegeln, dass wir hier ein Programm machen, das uns gesund hält, die Krankenkasse daran aber keinerlei Interesse zeigt.

Droht Deutschland, was E-Health anbetrifft, aufgrund der starken Regulierung ins Hintertreffen zu geraten?

Es kommt darauf an. Corona hat viele Änderungen gebracht. Prävention und Gesundheitsbildung haben sich für den digitalen Markt geöffnet, umfassende therapeutische Programme sind immer noch sehr stark reguliert bis hin zu nicht machbar.

Was waren die größten Hürden, mit denen Sie beim Aufbau dieser Online-Akademie zu kämpfen hatten?

Herausforderungen, die immer wieder auftreten, sind, das Ohr am Puls der Zeit zu haben, Mitarbeiterverantwortung zu tragen, damit umzugehen, wenn die Umsätze mal nicht so gut sind wie erwartet sowie die Weiterentwicklung von Programmen. Ich bin aber eine große Vertreterin des Gedankens “Geht nicht, gibt’s nicht.” Der Betrieb einer Online-Akademie ist ein schrittweiser Prozess, ein Marathon.

Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie und in welchem siebenstelligen Bereich bewegt sich Ihr Umsatz?

Mein Geschäft ist auf zwei GmbHs aufgeteilt. Insgesamt sind es zehn Mitarbeiter, alle in Teilzeit. Meine Mitarbeiter verteilen sich über die Schweiz, Deutschland, Österreich bis hin nach Schweden. Wir bewegen uns bei einem Umsatz von knapp 2 Millionen.

Welche Kompetenzen brauchen Sie in Ihrem Team?

Das ist ganz bunt. Wir haben Programmmanager, Mitarbeiter im Kundenservice, technischen Support, Social Media Marketing, Grafikdesign und Buchhaltung.

Frauen sind bei Unternehmensgründungen, speziell im Tech-Bereich, immer noch unterrepräsentiert sind. Woran liegt das?

Das ist eine sehr sehr spannende Frage. Ich frage mich, ob Frauen tatsächlich seltener gründen oder man erfolgreiche Gründerinnen lediglich seltener sieht, weil sie früher wieder aufhören. In meinem Bereich erlebe ich häufig, dass Frauen durchaus ein Online-Business betreiben, es aber eher als kleines Nebenprojekt neben der Familie behandeln und nicht konsequent am Business-Wachstum arbeiten.
Wenn ich mir das Thema Gründung anschaue, braucht es natürlich viel Energie, viel Biss und viel Zeit. Es bringt aber auch viel Flexibilität. Ich habe zwei Kinder, die drei und sechs Jahre alt sind, die ich niemals so viel sehen würde, wenn ich in einem Krankenhaus oder einer Praxis arbeiten würde. Ich kann es Ihnen tatsächlich schlecht beantworten, ob es der Mut ist, der Frauen manchmal fehlt, oder ob Frauen vielleicht immer noch wenig Vorbilder haben, ein Faktor, den man nicht unterschätzen darf.

Was ist Ihr Tipp für jemanden, der seine eigene Online-Akademie aufbauen und davon leben möchte?

Zunächst ist es sehr wichtig, zu überlegen, was man konkret machen möchte. Gesundheit zum Beispiel ist ein wichtiges Thema für alle Menschen. Allerdings musste ich genau überlegen, wer meine konkrete Zielgruppe ist und welches Outcome am Ende da sein soll. Der zweite Punkt ist loslegen und alles Schritt für Schritt angehen. Manche Leute schauen sich meine Homepage an und sagen: “Die Homepage ist ja so grandios! So etwas könnte ich nicht erstellen.” Aber die ersten Versionen meiner Homepage sahen auch ganz anders aus. Man darf sich nicht mit Menschen vergleichen, die an einem völlig anderen Punkt stehen, sondern seinen eigenen Weg gehen. Loslegen, Unterstützung suchen, sofern man sie braucht, und vor allem: dranbleiben! Ich höre häufig, dass Leute einmal vergeblich versucht haben, online etwas zu verkaufen, die Leute aber auch lediglich einmal einen Social-Media-Post gemacht haben. Im Offline-Bereich ist uns allen klar, dass wir ein Budget brauchen, wenn wir beispielsweise ein Café oder eine Praxis gründen. Online herrscht häufig der Irrglaube, man könne alles kostenlos über Instagram anbieten. Auch ein Online-Unternehmen ist ein richtiges Unternehmen, das organisierte Planung und einige Zeit erfordert, bis es profitabel wird. Diese Erkenntnis gilt es, aus der Offline-Welt in die digitale Welt mit herüberzunehmen.

 Wie erzielen Sie eine so große Reichweite?

Für den Jahresumsatz, den wir machen, empfinde ich unsere Reichweite nicht als extrem groß. Wir erreichen einfach die richtigen. Ich als Unternehmerin mache mir natürlich viele Gedanken, ob wir die richtigen Leute ansprechen und schaue genau hin, wo unsere potentiellen Kunden sind. Meine potentiellen Kunden sind beispielsweise nicht auf TikTok, obwohl dies in ein paar Jahren der Fall sein könnte, weil das Publikum auf TikTok auch älter wird. Aber man muss immer hinschauen, wo die eigenen Kunden sind, was sie brauchen und sich mit der Zeit breit aufstellen. Was das eigene Marketing angeht, lässt sich von bezahlter Werbung über Blogposts, Podcasts und so weiter ja einiges machen. Man sollte auch andere Wege suchen, wie Kooperationen eingehen und klassische Offline-Wege einschlagen. Ich zum Beispiel habe mehrere Bücher geschrieben, die mir einen riesigen Marketing-Boost gebracht haben, weil eine Buchveröffentlichung mit einem Verlag natürlich ein Glaubwürdigkeitsindikator ist. Es ist wichtig, zu betonen, dass das Schritt für Schritt passiert. Am Anfang liest den Newsletter vielleicht nur die eigene Mutter. Dann werden es irgendwann mehr und mehr. Dranbleiben ist extrem wichtig.

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