ABLEISMUS, aus dem Englischen „able“ = (handlungs)fähig. Ableismus meint die STRUKTURELLE DISKRIMINIERUNG der Behinderung von Menschen mit (sichtbaren und/oder unsichtbaren und/oder zugeschriebenen) körperlichen, geistigen und/oder seelischen Beeinträchtigungen. Es handelt sich um ein alle Bereiche der Gesellschaft durchziehendes System, das u. a. in Gesundheits-, Schönheits- und Produktivitätsnormen verankert ist und z. B. bestimmt, wer oder was als „normal“ und „verrückt“ gilt. Auch die Bewertung von Menschen nach (zugeschriebener) Handlungs- und Leistungsfähigkeit gilt als Ableismus.
ADULTISMUS, aus dem Englischen „adult“ = Erwachsene*r. Adultismus bezeichnet das Machtgefälle zwischen Kinder, Jugendlichen, jungen Erwachsenen auf der einen Seite und Erwachsenen auf der anderen Seite. Dies durchzieht als STRUKTURELLE DISKRIMINIERUNG alle Bereiche der Gesellschaft, insofern die Annahme Kinder, Jugendliche, jungen Erwachsene seien weniger reif, intelligent und kompetent als Erwachsene sich in Gesetzen, Normen, Wissen etc. niederschlägt. Adultismus spiegelt sich wider in systematischer Abwertung, Verweigerung von Mitsprache, Information, Machtbeteiligung und respektvoller Aufmerksamkeit, physischen und psychischen „Missbrauch“, Gewalt, Mangel an Rechten, Fehlinformation etc. gegenüber/von jungen Menschen.
AGEISMUS, aus dem Englischen „age“ = Alter. Ageismus bezeichnet die STRUKTURELLE DISKRIMINIERUNG von alten/älteren Menschen bzw. von Menschen, die als solche konstruiert werden, in Form von (kultureller, sozialer) Ausgrenzung, ökonomischer Benachteiligung, die negative Wahrnehmung des Alterungsprozesses sowie stigmatisierende Altersbilder, die Menschen aufgrund ihres Alters Fähigkeiten und gesellschaftliche Partizipationsmöglichkeiten absprechen.
ANTISEMITISMUS bezeichnet die Gesamtheit antijüdischer Äußerungen, Haltungen, Anfeindungen und Handlungen, egal, welche Motive zugrunde liegen (rassistische, religiöse, soziale, politische oder sonstige). Dazu gehört jegliche Art von direkter oder indirekter, bewusster oder unbewusster stereotypisierende Konstruktion von Menschen als „Jüdinnen*Juden“. Dies geht einher mit Diffamierung, Entwertung, Stigmatisierung, Othering (zu anderen machen) und STRUKTURELLER DISKRIMINIERUNG. Im Übrigen sind die meisten Verschwörungsmythen durchzogen von antisemitischen Stereotypen und Legendenbildungen, die sich bis in den christlichen Antisemitismus u. a. während des Mittelalters und der frühen Neuzeit zurückführen lassen.
ANTISMUSLIMISMUS bezeichnet RASSISMUS gegen Muslim*innen oder Menschen, die als solche gelesen werden. Dieser umfasst neben spezifischen Vorurteilen gegenüber Muslim*innen auch die Zuschreibung bestimmter Eigenschaften (Rassifizierung), die die Religion übersteigen, Homogenisierung als Gruppe und Othering (zu anderen machen), welche bei Christ*innen so in der Regel in der Bundesrepublik Deutschland nicht stattfinden.
BISEXUALITÄT bezeichnet sexuelle Orientierungen, bei denen sich Personen von Menschen mindestens zweier (lat. „bi“ = zwei) Geschlechter emotional, romantisch und/oder sexuell angezogen fühlen können. Bisexualität wird oft als Oberbegriff verwendet und umfasst z. B. Pansexualität (emotionale, romantische und/oder sexuelle Anziehung unabhängig von Geschlecht bzw. von Menschen aller Geschlechter, von griech. „pan“ = alle) oder Polysexualität (emotionale, romantische und/oder sexuelle Anziehung von Menschen mehrerer – nicht aller – Geschlechter, von griech. „poly“ = viele). Wie Homosexualität und Asexualtität entspricht Bisexualität nicht den gesellschaftlichen Normalitätsvorstellungen von SEXUELLER ORIENTIERUNG. Darum sind homosexuelle, asexuelle, bi-, poly- oder pansexuelle Menschen potentiell von STRUKTURELLER DISKRIMINIERUNG (Homo- oder Bifeindlichkeit) bedroht.
CIS MÄNNER sind Personen, die (bei der Geburt durch medizinisches Personal) männlich zugewiesen wurden und Männer sind. Sie profitieren wie auch CIS Frauen (Personen, die bei der Geburt weiblich zugewiesen wurden und Frauen sind) von der gesellschaftlichen Annahme, dass bei allen Menschen aus bestimmten körperlichen Gegebenheiten „natürlicherweise“ dauerhaft ein bestimmtes Geschlecht bzw. eine bestimmte Geschlechtszugehörigkeit resultieren würden, dass das Geschlecht an körperlichen Gegebenheiten ablesbar wäre und von anderen Menschen zugewiesen werden könnte. Dagegen können Menschen mit ganz unterschiedlichen Körpern Frauen, Männer oder Menschen anderer Geschlechter sein.
CIS Menschen können wie TRANS* Menschen jede Art von SEXUELLER ORIENTIERUNG haben.
Cis-Sein gilt in unserer Gesellschaft als Norm und ist mit zahlreichen (cis Menschen meist nicht bewussten) PRIVILEGIEN verknüpft.
CIS/CISGESCHLECHTLICH, aus dem Lateinischen „cis“ = diesseits, binnen, innerhalb. Cisgeschlechtlich sind Menschen, die das Geschlecht haben, welches ihnen (bei der Geburt von medizinischem Personal) zugewiesen wurde. Cis Menschen profitieren von der gesellschaftlichen Annahme, dass aus bestimmten körperlichen Gegebenheiten „natürlicherweise“ dauerhaft ein bestimmtes Geschlecht bzw. eine bestimmte Geschlechtszugehörigkeit resultieren würde, dass Geschlecht an körperlichen Gegebenheiten ablesbar wäre und von anderen Menschen zugewiesen werden könnte. Dagegen können Menschen mit ganz unterschiedlichen körperlichen Gegebenheiten Frauen, Männer oder Menschen anderer Geschlechter sein.
Das gegenteilige Eigenschaftswort lautet TRANSGESCHLECHTLICH (aus dem Lateinischen „trans“ = jenseits, darüber hinaus). Es bedeutet, dass eine Person nicht, nicht nur, nicht ganz oder nicht immer das Geschlecht hat, welches ihr (bei Geburt durch medizinisches Personal) zugewiesen wurde.
Cis-Sein gilt in unserer Gesellschaft als Norm und ist mit zahlreichen (cis Menschen meist nicht bewussten) PRIVILEGIEN verknüpft.
Als strukturelle DISKRIMINIERUNG verstehen wir das Verwobensein von diskriminierenden (Sprach)Handlungen und Sachverhalten auf individueller, kultureller und institutioneller Ebene. Dies umfasst u. a. ungleiche Behandlung, Benachteiligung beim Zugang zu Ressourcen, Positionen und Gütern, Ausgrenzung, Kontaktvermeidung, Othering (zu anderen machen), Abwertung, Stigmatisierung, Beleidigung, Gewaltanwendung und Identitätszuschreibungen. Es können Einzelpersonen durch individuelle Handlungen (auch Sprechen) diskriminieren (individuelle Ebene), aber auch Wissen, Normen, Werte, Sprache, Bilder, Diskurse (kulturelle Ebene) oder Politiken, Strukturen, Gesetze, rechtlich festgeschriebene Praxen können diskriminierend sein (institutionelle Ebne). Der Begriff meint den Vorgang genauso wie das Ergebnis. Diskriminierung setzt soziale, wirtschaftliche, politische Macht oder Veröffentlichungsmöglichkeiten (PRIVILEGIEN) voraus und dient gleichzeitig deren Aufrechterhaltung.
DIVERSITÄT/DIVERSITY, aus dem Lateinischen „diversitas“ = Verschiedenheit. Wir verwenden in diesem E-Learning den Begriff Diversität im Verständnis einer radikalen Verschiedenheit, Vielfalt und Unterschiedlichkeit aller Menschen im Zusammenhang mit einer diskriminierungskritischen Perspektive auf gesellschaftliche Macht- und Herrschaftsverhältnisse. Dabei grenzen wir uns in unserem Verständnis von Diversität/Diversity von der Nutzen- und Verwertungsorientierung des Diversity Managements ab, bei der menschliche Vielfalt lediglich als wirtschaftliche Ressource verstanden wird.
FAMILISMUS bezeichnet die Bewertung von Familie als „normaler“ Organisation von Nahbeziehungen und Quelle sozialer Kontakte. Damit verbunden sind Normalitätsvorstellungen von Familie als heterosexueller Kleinfamilie, die bestimmte festgelegte Rollen, u. a. STEREOTYPE GESCHLECHTERROLLEN, für ihre Mitglieder vorsieht. In einer familistischen Gesellschaft – dazu gehört auch die Bundesrepublik Deutschland – werden Familien, insbesondere die, die den Normalitätsvorstellungen entsprechen, auf institutioneller wie kultureller Ebene PRIVILEGIERT. Andere soziale (Nah)beziehungen werden STRUKTURELL DISKRIMINIERT.
GEBÄRDENSPRACHE ist eine anerkannte eigenständige visuell-manuelle Sprache mit eigener Grammatik, die sowohl Mimik, Gestik, Körperhaltung, Mundbewegung und Blickrichtung als Sprachmittel einsetzt. So wie bei Lautsprachen auch gibt es verschiedene Sprachen. Es existieren weltweit über 100 Gebärdensprachen.
HETERONORMATIVITÄT meint die gesellschaftliche Norm und Annahme einer „natürlichen“ Zweigeschlechtlichkeit, in der alle Menschen aufgrund ihrer körperlichen Gegebenheiten dauerhaft einem der beiden Geschlechter (männlich und weiblich) von außen zugewiesen werden könnten, das Geschlecht eines Menschen also körperlich ablesbar wäre und aus dieser Zuweisung selbstverständlich bestimmte Verhaltensweisen folgten, u. a. eine innerhalb der Zweigeschlechtlichkeit „gegengeschlechtliche“ (hetero)SEXUELLE ORIENTIERUNG, aber auch anderes geschlechterrollenkonformes Verhalten.
HETEROSEXISMUS ist die gesellschaftlich verankerte Abwertung, Stigmatisierung und Verunglimpfung von nicht-heterosexuellen Menschen, Identitäten, Verhalten, Gemeinschaften und Beziehungen. Heterosexualität wird dabei als „normale“, „natürliche“ und/oder überlegene Form SEXUELLER ORIENTIERUNG verstanden und durch Gesetze, Normen, Wissen, Diskurse etc. privilegiert. Nicht-heterosexuelle Menschen sind von STRUKTURELLER DISKRIMINIERUNG bedroht.
HOMO- UND BIFEINDLICHKEIT bezeichnet die strukturelle Diskriminierung von homosexuellen Menschen (Homofeindlichkeit) oder Menschen anderer sexueller Orientierungen außer der als gesellschaftliche Norm geltenden Heterosexualität.
INTERGESCHLECHTLICH/INTER* bedeutet, dass Menschen hinsichtlich ihrer genetischen, anatomischen und/oder hormonellen Verfassung nicht „eindeutig“ der medizinischen Norm von „männlich“ oder „weiblich“ entsprechen (von lat. „inter“ = zwischen). Die meisten intergeschlechtlichen Menschen verwenden selbst nicht das Wort „intersexuell“, da das Wort 1. im Deutschen aufgrund des Wortteils „sexuell“ irreführend ist (denn es hat nichts mit sexueller Orientierung oder Sexualität, sondern mit Geschlecht zu tun) und weil es 2. aus dem medizinischen/psychiatrischen Bereich stammt und dort im Kontext von Störung und Krankheit auftritt ist.
Da ganz unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen körperlichen Gegebenheiten als intergeschlechtlich gelten, wird als Selbstbezeichnung oft ein * hinter inter gesetzt, um die Unterschiedlichkeit von intergeschlechtlichen Menschen auch schriftlich sichtbar zu machen. Aufgrund der gesellschaftlichen Annahme, dass es ausschließlich zwei Geschlechter gäbe (Zweigeschlechtlichkeit), die „natürlicherweise“ dauerhaft aus jeweils bestimmten körperlichen Gegebenheiten resultierten, sind INTER* Menschen von STRUKTURELLER DISKRIMINIERUNG bedroht. Viele INTER* Menschen haben Erfahrungen von Zwangssterilisierung, Zwangskastration und anderen operativen Eingriffen im Kinder- und Jugendalter, bei deinen keine medizinische Notwendigkeit bestand.
INTERGESCHLECHTLICHE Menschen können Männer, Frauen oder Menschen anderer Geschlechter sein und jede Art von SEXUELLER ORIENTIERUNG haben.
Menschen, die nicht INTER* sind, also in die medizinische Norm von „männlich“ oder „weiblich“ passen, werden als endogeschlechtlich oder dyadisch bezeichnet.
Unter INTERSEKTIONALITÄT (aus dem Englischen „intersection“ = Schnittpunkt, Schnittmenge) wird die Verschränkung und Gleichzeitigkeit verschiedener Kategorien von DIVERSITÄT und die daran geknüpften Benachteiligungen verstanden, welche zu eigenen STRUKTURELLEN DISKRIMINIERUNGEN führen und sich gegenseitig stabilisieren. Dies bedeutet, dass sich verschiedene Diskriminierungsformen nicht einfach nur addieren, sondern zu ganz eigenen Diskriminierungserfahrungen führen. Ein Beispiel dafür wäre, dass eine Person, die SCHWARZ und weiblich gelesen wird, nicht nur von Rassismus und Sexismus bedroht ist, sondern eigene Diskriminierungserfahrungen als SCHWARZE Frau macht, die weder eine nicht weiblich gelesene SCHWARZE Person noch eine WEIßE Frau erfährt.
KLASSISMUS bezeichnet die STRUKTURELLE DISKRIMINIERUNG von Menschen aufgrund ihres ÖKONOMISCHEN UND/ODER SOZIALEN STATUS. Dabei geht es nicht nur (aber auch) darum, wieviel Geld Menschen zur Verfügung haben, sondern auch, welches Ansehen sie gesellschaftlich genießen bzw. welche Position sie innehaben. Klassismus ist mit Abwertungsprozessen auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen (kulturell, individuell, politisch, institutionell, …), der Position in den Produktionsverhältnissen sowie z. B. dem Zugang zu Bildung verbunden.
KLERIKER/KLERIKALISMUS: Ein Kleriker ist in der katholischen Kirche ein Mensch, der eine sakramentale Weihe empfangen hat (Diakonenweihe, Priesterweihe, Bischofsweihe) und damit dem Klerus angehört, welcher auch als Weihestand bezeichnet wird. In der römisch-katholischen Kirche können nur heterosexuelle CIS MÄNNER das Weihesakrament empfangen. Kleriker sind Diakone, Priester und Bischöfe. Im Unterschied zu den Klerikern werden die Gläubigen, die das Weihesakrament nicht empfangen haben, Lai*innen genannt. Bei der Feier von Gottesdiensten tragen Kleriker besondere – nur Klerikern vorbehaltene – liturgische Kleidung. Für die Anerkennung der Weiheämter in und zwischen den verschiedenen Kirchen ist die Lehre der apostolischen Sukzession von Bedeutung, das heißt die Idee der ununterbrochenen Weitergabe der Bischofsweihe und damit des Priestertums ausgehend von den nach kirchlicher Ansicht durch Christus eingesetzten Aposteln.
Der Begriff Klerikalismus hat eine vielfältige und unterschiedliche Begriffsgeschichte. Klerikalismus heutzutage beginnt, wo Priester primär an sich interessiert sind und nicht an der Gemeinschaft der Gläubigen, zu der sie gehören und für die sie da sind, der gegenüber sie sich aber erhaben und überlegen zeigen. Entscheidend ist dabei nicht das Selbstverständnis oder die Selbstwahrnehmung der Priester, sondern die Erfahrungen, die Lai*innen mit ihnen machen.
MIGRATISMUS bezeichnet RASSISMUS als STRUKTURELLE DISKRIMINIERUNG von Menschen mit (zugeschriebener) Migrationsgeschichte und als DISKRIMINIERUNG von geflüchteten Menschen. Migratismus kann eng verwoben sein mit ANTIMUSLIMISMUS, ANTISEMITISMUS, RASSISMUS gegenüber SCHWARZEN MENSCHEN oder PEOPLE OF COLOR.
PEOPLE OF COLOR ist eine aus dem anglo-amerikanischen Raum entlehnte Selbstbezeichnung von unterschiedlichen Menschen, die durch Fremdzuschreibungen und Stereotypisierung zu anderen gemacht werden (Othering) und dadurch die unterschiedlich erlebte Erfahrung teilen, RASSISMUS ausgesetzt zu sein. Die Einzahl von People of Color lautet Person of Color. Im Deutschen gibt es bisher keine Übersetzung für die Begriffe, weil wörtliche Übersetzungen ihrerseits mit RASSISMUS verbunden ist.
PRIVILEGIEN bezeichnen unterschiedliche Vorteile, die Personen zukommen, ohne dass sie etwas dafür getan hätten. Sie genießen diese allein aufgrund ihrer gesellschaftlichen Positionierungen. Dabei erscheinen diese oft als „normal“, „natürlich“ oder „selbstverständlich“ und sind den Personen, die über jene Privilegien verfügen meistens nicht bewusst. („Wenn du nicht darüber nachdenken musst, ist es ein Privileg!“) Privilegien sind machtvolle (Handlungs)möglichkeiten und Zugänge, die nicht alle Menschen haben. Deprivilegierte Menschen haben weniger Chancen bzw. müssen mehr emotionale, psychische, physische Kraft oder (Aus)Dauer aufbringen, um Gleiches oder Ähnliches zu erreichen wie privilegierte Personen. Mit Privilegierungen sind immer auch Benachteiligungen und STRUKTURELLE DISKRIMINIERUNGEN verbunden. Gleichzeitig bringt DISKRIMINIERUNG Privilegierungen hervor. Es gibt ganz unterschiedliche Privilegien, die sich auf unterschiedliche Bereiche und Ebenen beziehen. Menschen können in manchen Kontexten privilegiert und in anderen deprivilegiert bzw. diskriminiert sein.
PSYCHATRISIERT bedeutet, dass Menschen bestimmte psychiatrische Diagnosen erhalten haben. Das Wort betont den Konstruktionscharakter von psychischen Krankheiten.
RASSISMUS(ERFAHRUNG) meint die Gesamtheit aller Prozesse, Haltungen, Anfeindungen und Handlungen, die Menschen aufgrund bestimmter (zugeschriebener und vermeintlicher) Merkmale (z. B. Aussehen, Name, Sprache etc.) als einheitliche Gruppe konstruiert (Rassifizierung), entwertet, exotisiert, zu anderen macht (Othering), stigmatisiert und STRUKTURELL DISKRIMINIERT. Unsere Gesellschaft ist durchzogen von strukturellem Rassismus, der sich u.a. in der Sprache, in Institutionen, Normen und Gesetzen, z. B. durch Benachteiligung in der Schulbildung oder auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt, aber auch auf kultureller Ebene z. B. durch mangelnde Repräsentation von SCHWARZEN MENSCHEN in den Medien wiederspiegelt und zu allen möglichen Arten von körperlicher, seelischer, emotionaler, geistlicher, verbaler und sexualisierter Gewalt führen kann.
Es lassen sich unterschiedliche Formen von Rassismus unterscheiden: ANTIMUSLIMISMUS als Diskriminierung von Muslim*innen, Rassismus gegen Schwarze Menschen und/oder People of Color, MIGRATISMUS als Diskriminierung von Menschen mit Migrationsgeschichte und/oder Diskriminierung von geflüchteten Menschen. Auch bestimmte Formen von ANTISEMITISMUS treten als Rassismus in Erscheinung.
Als SCHWARZE MENSCHEN bezeichnen sich Menschen, die (potentiell) in unserer Gesellschaft von Rassifizierung und RASSISMUSerfahrungen bedroht sind. Es geht dabei nicht - wie fälschlicherweise meist angenommen - um eine biologische Gegebenheit wie eine bestimmte Hauttönung, sondern es handelt sich um eine gesellschaftliche, soziale und politische Positionierung. Um dies zu verdeutlichen wird SCHWARZ großgeschrieben.
Menschen, die in unserer Gesellschaft nicht von Rassismus bedroht sind, werden als WEIß bezeichnet. Da es sich auch dabei nicht um einen Begriff handelt, der - wie fälschlicherweise angenommen - eine bestimmte Hauttönung beschreibt, wird er kursiv (und anders als Schwarz klein) geschrieben. Da WEIßE Menschen in unserer Gesellschaft als Norm gelten verfügen sie über zahlreiche (ihnen meist nicht bewusste) PRIVILEGIEN.
SEXISMUS, aus dem Lateinischen „sexus“ = Geschlecht. Sexismus bezeichnet verschiedene Formen der positiven oder negativen DISKRIMINIERUNG von Menschen aufgrund ihres (zugewiesenen und zugeschriebenen) Geschlechts sowie die Ideologie, die dem zugrunde liegt. Durch gesellschaftliche Hierarchisierungen, die an das Geschlecht gebunden sind, sind Menschen, die nicht als Männer gelesen werden, potentiell eher von sexistischer Diskriminierung bedroht. Sexismus durchzieht VORURTEILE/VORANNAHMEN, Sprache, Wissen, soziale, rechtliche und wirtschaftliche Regelungen, Normen und Gesetze und kann zu allen möglichen Arten von körperlicher, seelischer, emotionaler, geistlicher, verbaler und sexualisierter Gewalt führen.
SEXUELLE ORIENTIERUNG beschreibt, inwiefern und in Bezug auf Menschen welchen Geschlechts, eine Person emotionale, romantische und/oder sexuelle Anziehung fühlt. Es gibt ganz unterschiedliche sexuelle Orientierungen mit vielen verschiedenen Abstufungen. Grundsätzlich lässt sich Asexualtität - keine und/oder wenig Anziehung in einem, mehreren oder allen Bereichen (emotional, romantisch, und/oder sexuell) - von Allosexualität (grundsätzliches Vorhandensein von emotionaler, romantischer und/oder sexueller Anziehung) unterscheiden. Allosexualität kann wiederum in Heterosexualität (Anziehung zu Menschen eines anderen als des eigenen Geschlechts), Homosexualität (Anziehung zu Menschen des gleichen als das eigene Geschlechts) und BISEXUALITÄT (Anziehung zu Menschen mindestens zweier Geschlechter) unterteilen. Menschen aller Geschlechter können jede Art der sexuellen Orientierung haben.
SOZIALER UND ÖKONOMISCHER STATUS verstehen wir als eine von vielen Kategorien von DIVERSITÄT, an die STRUKTURELLE DISKRIMINIERUNG geknüpft ist. Es geht dabei um die Positionierung innerhalb der Gesellschaft in Bezug auf die soziale Stellung, Produktionsverhältnisse und Zugang zu finanziellen Ressourcen. Die damit verbundene Diskriminierungsform wird als KLASSISMUS bezeichnet.
Als STEREOTYPE GESCHLECHTERROLLEN werden Sets von Verhaltensweisen verstanden, die in einer Gesellschaft für ein bestimmtes Geschlecht (in der Bundesrepublik Deutschland „Mann“ oder „Frau“) als erwünscht, akzeptabel oder typisch gelten. Diese berühren Bereiche wie Arbeit (Berufs-/Carearbeit), Sexualverhalten, Hobbies, SEXUELLE ORIENTIERUNG, Eigenschaften, Positionen etc..
TRANS/TRANS*, aus dem Lateinischen „trans“ = jenseits, darüber hinaus. trans/trans* wird als Abkürzung von „transgeschlechtlich“, „transident“, „transgender“ oder „transsexuell“ verwendet. Es meint, dass eine Person, nicht, nicht nur, nicht ganz oder nicht immer das Geschlecht hat, welches ihr (bei Geburt durch medizinisches Personal) zugewiesen wurde. Die meisten trans Menschen bezeichnen sich selbst nicht als „transsexuell“, da das Wort 1. im Deutschen aufgrund des Wortteils „sexuell“ irreführend ist (denn es hat nichts mit sexueller Orientierung oder Sexualität, sondern mit Geschlecht zu tun) und weil es 2. aus dem medizinischen/psychiatrischen Bereich stammt und dort im Kontext von Störung und Krankheit auftritt.
Trans Menschen können wie CIS Menschen jede Art von SEXUELLER ORIENTIERUNG haben.
Das gegenteilige Eigenschaftswort lautet CISGESCHLECHTLICH bzw. als Abkürzung CIS (aus dem Lateinischen „cis“ = diesseits, binnen, innerhalb). Es bedeutet, dass eine Person das Geschlecht hat, welches ihr (bei Geburt durch medizinisches Personal) zugewiesen wurde.
TRANSFEINDLICHKEIT bezeichnet die STRUKTURELLE DISKRIMINIERUNG von TRANS* Menschen. Dies umfasst u. a. Gewalt, Beleidigung und Ausgrenzung von TRANS Menschen sowie die Leugnung, dass es TRANS* Menschen gibt oder die Annahme, dass Trans-Sein eine Störung oder Krankheit sei. Auch das Knüpfen von Geschlechtszugehörigkeiten an bestimmte körperliche Gegebenheiten oder das Bezeichnen bestimmter körperlicher Gegebenheiten als „weiblich“ oder „männlich“ sind transfeindlich. So können z. B. auch Männer menstruieren, Frauen mit Erektionsstörungen zu tun haben, Menschen, die keine Frauen (und auch keine Männer) sind, gebärfähig sein, oder Menschen, die keine Männer (und auch keine Frauen) sind, Prostatakrebsvorsorgen benötigen.
VORURTEILE/VORANNAHMEN sind Voreingenommenheit, Urteile, Einstellungen gegenüber bestimmten sozialen Gruppen oder ihren (zugewiesenen) Mitgliedern, die auf wirklichen oder zugeschriebenen Merkmalen von Mitgliedern dieser Gruppen beruhen. Sie treten zwischen (sozialen) Gruppen auf, umfassen eine (positive oder negative) Bewertung einer Gruppe, stellen eine nur schwer überprüfbare Wahrnehmung einer Gruppe dar und basieren auf (vorgestellten) Gruppenmerkmalen. Vorurteile enthalten kognitive, emotionale und verhaltensmäßige Komponenten und beeinflussen meist unbewusst unser Denken (unconscious bias). Vorurteile sind abhängig von den Normalitätsvorstellungen, Diskursen und dem geteilten Wissen einer Gesellschaft.
Als WEIß werden Menschen bezeichnet, die in unserer Gesellschaft – anders als SCHWARZE MENSCHEN oder PEOPLE OF COLOR – keinen RASSISMUS und keine Rassifizierung befürchten müssen. Es geht dabei nicht – wie fälschlicherweise meist angenommen – um eine biologische Gegebenheit wie eine bestimmte Hauttönung, sondern es handelt sich um eine gesellschaftliche, soziale und politische Positionierung. Um dies zu verdeutlichen wird WEIß immer kursiv (und anders als SCHWARZ) klein geschrieben.
Weiß-Sein gilt in unserer Gesellschaft als Norm und ist mit zahlreichen (WEIßEN Menschen meist nicht bewussten) PRIVILEGIEN verknüpft.
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